2 Euro Fehlprägungen
Mehrmals pro Woche erreichen mich aufgeregte Anfragen per Telefon oder Email, dass im Internet eine Fehlprägung für mehrere zehntausend oder weit über hunderttausend Euro angeboten wird und dass ein solches Stück in der eigenen Geldbörse gefunden wurde. Besonders häufen sich die Anfragen, wenn ein weniger gut investigativ arbeitender „Journalist“ auf diesen Zug aufspringt und einen reißerischen Artikel verfasst. Es dauert dann nicht lange, bis die großen Blätter, Radio- und Fernsehsender darüber – auch ohne Sommerloch – berichten.
Oft werden geringe Abweichungen im Herstellungsprozess als große Rarität angeboten. In der Tat sollte ein Zwei-Euro-Stück einem anderen gleichen, so wie man es von der Weisheit kennt: Ein Ei gleicht dem anderen. Sobald man sich jedoch zwei Eier sehr genau ansieht, kommen auch hier geringe Abweichungen zwischen beiden Eiern zum Vorschein und keiner kommt auf die Idee, solche Eier als große Rarität einer „Fehllegung“ der Henne im Internet für mehrere tausend Euro anzubieten. Sobald die Abweichung auffällig genug ist, kann man von einer Abart reden. Die Henne müsste demnach viereckige Eier legen, um von einer deutlichen Abweichung sprechen zu können.
Bei Münzen liegt eine Fehlprägung dann vor, wenn im Herstellungsprozess etwas deutlich schief gelaufen ist. Berücksichtigen muss man, dass mehrere hundert Münzen pro Minute geprägt werden, was bei Auflagen von mehreren Millionen Stück nachvollziehbar sein sollte. Dabei kann es passieren, dass der Rohling (die noch ungeprägte Münze) nur zur Hälfte zwischen den Prägestempeln liegt. Man spricht in diesem Fall von einer Verprägung. Je nach Größe der ungeprägten Fläche und Wertstufe der Münze werden diese deutlich erkennbaren Fehlprägungen für zwei- bis dreistellige Preise realistisch gehandelt, aber nicht für mehrere zehntausend oder gar hunderttausend Euro.
Als Beispiel möchte ich eine richtige Fehlprägung einer Zwei-Euro-Münze hier zeigen. Die Münzen zu ein und zwei Euro werden aus zwei verschiedenen Rohlingen hergestellt und im Prägevorgang miteinander verpresst. Dabei ist es vorgekommen, dass der silberfarbene Innenteil des Ein-Euro-Wertes zusammen mit dem silberfarbenen Außenring des Zwei-Euro-Stückes geprägt wurde. Das Zwei-Euro-Stück ist komplett silberfarben und zeigt kein goldfarbenes Innenteil, wie nachfolgende Abbildungen zeigen:
So sieht eine numismatisch interessante Fehlprägung aus, die auch ihre Käufer findet. Derartige Fehlprägungen werden mit einem dreistelligen Preis realistisch gehandelt.