Zeitungsanzeigen von zwielichtigen Pelzankäufern

Zwielichtige Pelzankäufer, die es nur auf Gold abgesehen haben

„Ankauf“, „Nur 3 Tage ab heute“ oder noch besser „Dingend gesucht“ liest man immer wieder in den Kleinanzeigen, wenn es um Pelzmäntel, Rollatoren, Hörgeräte, Nähmaschinen und Schreibmaschinen geht. Herr Heilig, Herr Ernst und Frau Koppenhagen kaufen aber auch Münzen, Schmuck und sonstige werthaltige Gegenstände. Auffälliger sind die DIN-A4-Beilagen in Zeitungen, die neben Pelzen auch Puppen, Geweihe, Pfeifen, Hüte etc. kaufen. Für Gold wird dabei bis zu 75 Euro pro Gramm (Stand Oktober 2022) geboten. Aber bereits der Stern am Preis verrät, dass hier ein Haken ist und dies nur für antiken Schmuck gilt. Was ist antiker Schmuck? Für das Gold bzw. den Schmuck der Etrusker, des Priamos oder aus den Vitrinen des grünen Gewölbes in Dresden würde ich auch 75 Euro pro Gramm und auch mehr zahlen.

Solche Anzeigen und insbesondere die Zeitungsbeilagen kosten viel Geld. Selten findet man Beilagen von kleineren lokalen Unternehmen, weil diese nicht kostendeckend wären. Demnach muss sich der Kostenaufwand mit einem vier- bis fünfstelligen Betrag irgendwie lohnen. Meist finden sich in diesen Anzeigen oder Beilagen nur Mobilfunknummern oder im Internet nicht recherchierbare bzw. verifizierbare Kontaktdaten. Die Rufnummern und Namen ändern sich regelmäßig und eine Rückabwicklung gestaltet sich fast unmöglich, wenn man im Nachhinein den Verkauf rückgängig machen möchte.

Pelzmäntel und Schreibmaschinen sind nur der Türöffner. Die einfache Regel lautet: Dort, wo Pelze sind, gibt es auch Gold zu holen. Aber was hat das mit Schreibmaschinen zu tun? Stellen Sie sich eine Frau weit über 80 Jahre alt vor, die zu ihrer Aussteuer in den 1960er Jahren eine Schreibmaschine erhalten hat. Schreibmaschinen waren teuer und fanden sich weniger in privaten Haushalten. Das gute Stück wurde gehütet und es wurden bestimmt keine zehn Briefe darauf geschrieben. Für die ältere Dame hat ihre Schreibmaschine einen hohen materiellen sowie emotionalen Wert. Wegen einer Verkleinerung ihrer Wohnung sucht die Frau nun einen Abnehmer für ihre Schreibmaschine. Die Kinder und Enkel haben bereits dankend abgewunken. Auch Freunde und Nachbarn schreiben ihre Korrespondenzen lieber mit Computer und Drucker. Keiner möchte die gute Schreibmaschine haben. Doch! Endlich sucht jemand ein solches Stück und schätzt diese Kostbarkeit, wie dies die ältere Dame tut. Der Anruf ist schnell gemacht, der Termin vereinbart und die Falle damit fast zugeschnappt. Mir ist kein Fall bekannt, in dem sich für die Schreibmaschine samt Verkauf wirklich jemand interessiert hat. Schnell verliert sich nämlich das Interesse an der Schreibmaschine und es wird nach Schmuck, Gold oder Münzen gefragt. Die gebotenen Preise sind – um es zurückhaltend zu sagen – merkwürdig. Ein Beispiel dazu: Zum Großtauschtag in Olpe im November 2022 wurde mir eine Münzsammlung vorgelegt. Mein Angebot lag bei 3.800 Euro. „Das klingt ja mal realistisch.“, entgegnete mir der Eigentümer. Auf meine Frage, wie er das meinte, erzählte er mir, dass man ihm bei einem Pelz- und Goldankauf 150 Euro geboten habe. Nein, es fehlt keine Null. Es wurden einhundertfünfzig Euro geboten!

Viele dieser Fälle, in denen es fast oder ganz gelungen ist, werthaltige Gegenstände zu entlocken, werden mir immer wieder während meiner Bewertung oder beim Ankauf von Münzen oder Briefmarken erzählt. Ein Beispiel, das mir im November 2022 begegnete, möchte ich wegen einer neuen Masche erwähnen. Eine Frau aus Netphen im Siegerland berichtete mir, dass sie wegen zwei Pelzmänteln eine solche Anzeige im Februar 2022 angerufen hatte. Kurzfristig war ein Termin vereinbart und die Pelze weckten tatsächlich das Interesse des Besuchers. Im Verlauf des Gespräches fragte der Interessent: „Haben Sie auch Schmuck?“. Die Frau holte ihr Schmuckkästchen und schüttete es aus. Schnell waren zwei Hände voll mit Schmuck aus Gold gefunden, an denen ebenfalls neben den Pelzen Interesse war. „1.000 Euro biete ich Ihnen für die zwei Pelzmäntel.“ Nicht schlecht, dachte sich die Frau und willigte ein. Der Pelzhändler bot an, dass morgen ein Kollege mit Kleidersäcken die teuren Pelzmäntel abhole und er ihr 500 Euro Anzahlung gibt. Auch hier willigte die Frau ein. Als Pfand für die Anzahlung würde er den Schmuck mitnehmen. Morgen bekäme die Frau die restlichen 500 Euro und das Geld für den Schmuck. Und wieder willigte die Frau ein. Auf den Anruf bzw. den Besuch zur Abholung ihrer Pelzmäntel und das Geld wartet die Frau bis heute.

Beherzigen Sie daher bitte meine „Tipps für den Verkauf“ und recherchieren Sie den Käufer im Internet. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und sprechen Sie mit Verwanden oder Personen Ihres Vertrauens über Ihre Verkaufsabsicht. Wenn es sich um einen seriösen Händler handelt, finden Sie verifizierbare Informationen wie ein Impressum und eine Steuernummer im Internet. Aber Achtung! Vorgelegte Visitenkarten oder auch Ausweise und Pässe können gefälscht sein bzw. irreführende Informationen enthalten. Sofern Sie die Telefonnummer im Internet recherchieren und diese in deutschlandweiten Anzeige-Blättern finden, handelt es sich um einen fliegenden Händler. Mein Ratschlag: Lassen Sie besser die Finger davon, auch wenn Ihnen Ihre Schreibmaschine oder Ihr Pelzmantel viel bedeutet.